Mittlerweile hat es sich auch in den hinteren Reihen herumgesprochen, dass unsere traditionelle Art des Reisens einen erheblichen Einfluss auf unsere Umwelt hat. Nicht wenige Reisende sind daher auf der Suche nach Alternativen und die Nachfrage nach Ökotourismus steigt von Jahr zu Jahr. Grund genug, sich einmal den Fragen zu widmen, wie ein nachhaltiger Urlaub in der Praxis aussehen könnte und was genau dieser Ökotourismus eigentlich ist.
Nachhaltig geht schon zu Hause
Wer schon vor dem Urlaub nachhaltiger leben möchte, findet heute dank des Internets geeignete Objekte so einfach wie nie. Auf Plattformen wie rentola.de or ecobnb.de sind etliche Wohnungen und Häuser gelistet, in denen umweltfreundliche Praktiken wie energieeffiziente Geräte, Recycling-Programme oder Maßnahmen zum Wassersparen zum Standard gehören. Wer sich für solch ein Objekt entscheidet, genießt nicht nur schönes Zuhause in angenehmer Umgebung, sondern reduziert seinen CO2-Fußabdruck zum Teil erheblich.
All inclusive ist nicht nachhaltig
Das Bundesamt für Naturschutz stellt bei seiner Definition des nachhaltigen Reisens verschiedene Faktoren in den Vordergrund. Dabei geht es um den Schutz und die Förderung des natürlichen und kulturellen Erbes, die Steigerung der Lebensqualität der lokalen Gemeinschaften und die wirtschaftliche Vitalität der Region. Daher reicht es für diejenigen, die nachhaltig reisen möchten, nicht aus, lediglich auf Flugreisen zu verzichten. Wer in billigen Hotelketten absteigt und sich den ganzen Tag ausschließlich von amerikanischem Fastfood ernährt, bevor es am Abend an die All-inclusive-Hotelbar geht, in der unterbezahlte Tänzer versuchen, die Gäste zu unterhalten, kann auch zu Fuß angereist sein. Mit Nachhaltigkeit hat das aber nichts zu tun.
Worauf kommt es an?
Wer Tourismusdienstleister und ihre Produkte einigermaßen verlässlich hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit beurteilen möchte, kann sich an den Kriterien der europäischen VISIT-Initiative (Voluntary Initiative for Sustainability in Tourism) orientieren.
Die berücksichtigen unter anderem die Energiebilanz einer Unterkunft oder Ortschaft. Dabei kommt es auf die verbrauchte Gesamtmenge aber weniger an als vielmehr auf die Quelle des Stroms. Ist der sauber und grün, spielt es keine wirkliche Rolle, wie viel davon verbraucht wird.
Ähnliches gilt für Wasser und Abfall. Auch hier legt VISIT weniger Wert auf die verbrauchte Menge, sondern schaut sich vielmehr an, wie das Wasser verwendet beziehungsweise wie Abfall entsorgt wird und ob sich das negativ auf die Gesundheit von Mensch und Natur auswirkt. Wer seinen Müll illegal entsorgt oder verbrennt, handelt nicht nachhaltig, unabhängig von der Menge.
Kriterien für nachhaltiges Reisen
Diese Kriterien sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man nachhaltiger Reisen möchte:
- Die Anbieter von Unterkünften sollten ein ökologisches Konzept verfolgen und das Landschaftsbild mit ihren Projekten nicht übermäßig stören.
- Arbeiter und Angestellte sollten zu fairen Bedingungen beschäftigt werden.
- Lebensmittel sollten regional und saisonal angebaut sein.
- Tierschutz sollte in der Region eine Rolle spielen.
- Die An- und Abreise sowie die Mobilität vor Ort sollten mit CO2-armen Transportmitteln realisiert werden.
- Bei Aktivitäten am Urlaubsort sollten alle bisher genannten Punkte berücksichtigt werden.
Tourismusbranche passt sich der Nachfrage an
Die Tourismusbranche verschließt sich der gesteigerten Nachfrage nach ökologisch vertretbarem Tourismus nicht, sondern passt die Angebote der neuen Art des Reisens an. So hat sich ein Unternehmen im Salzburger Land komplett umgestellt und ein ökologisches Konzept entwickelt, bei dem 18 Chalets und ein Spa mit Wasser, Strom und Wärme versorgt werden. Dabei dienen die Sonne, die Erde, eine Abwasser-Wärmerückgewinnung, Biomasse und Biogas als Energiequellen.
Auch in der Architektur der Gebäude finden sich nachhaltige Elemente. So wurde viel Altholz verbaut, die Spa-Anlage ist in einem Hang versteck, während auf ihrem Flachdach ein Garten sprießt, und viele der Chalets erinnern eher an Baumhäuser.
Der Transport in dem Bergdorf wird mit zwei E-Bus-Shuttles organisiert.
Vorsicht vor schwarzen Schafen
Wie in jeder Branche gibt es aber auch im Tourismus schwarze Schafe, die versuchen, jegliche Form des naturnahen Reisens mit einem Öko-Anstrich zu versehen, um einen schnellen Euro zu machen. Für Urlauber ist es oft nicht ersichtlich, ob es sich lediglich um geschicktes Marketing oder echten Öko-Urlaub handelt.
Damit man windigen Anbietern nicht auf den Leim geht, gibt es unzählige Siegel der freien Wirtschaft und staatlicher Behörden, die garantieren, dass auch Öko drin ist, wenn Öko draufsteht. Wer sich diesbezüglich eingehender informieren möchte, findet auf der Webseite der VISIT-Initiative eine Übersicht der wichtigsten Siegel.
Fazit
Wer nachhaltig reisen möchte, muss sich schon mehr Gedanken als um die An- und Abreise machen. Auf eine Flugreise zu verzichten ist zwar ein guter Anfang, der Schritt geht aber nicht weit genug. Darüber hinaus müssen die Auswirkungen des Tourismus auf die lokale Bevölkerung und die Umwelt berücksichtigt werden. Nachhaltiger Tourismus fördert die Gesundheit der Natur und trägt zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung einer Region bei. Zerstörung und Ausbeutung im Namen des Profits sind keine nachhaltigen Konzepte.
Wer Teil dieses nicht mehr ganz so neuen Trends werden möchte, sich aber nicht sicher ist, welche Anbieter mit offenen Karten spielen, kann sich an vielen Qualitätssiegeln orientieren. Diese werden sowohl von Anbietern der Wirtschaft als auch von verschiedenen europäischen Behörden vergeben.