Österreichs Naturschönheit wird in vielen Winkeln dieses vielfältigen Landes sichtbar. Vor allem aber in den sechs Nationalparks, die zum Verweilen und Genießen einladen. Einer davon ist der Nationalpark Kalkalpen. Im Süden Oberösterreichs in den oberösterreichischen Voralpen gelegen, beeindruckt das Gebiet vor allem durch seinen reichen und urtümlichen Waldbestand. Jahrhundertealte Buchenwälder sind dort die Hauptakteure und lassen ein wohltuendes Meer aus Grüntönen entstehen. Tatsächlich ist der Nationalpark Kalkalpen nach einigen Erweiterungen heute das größte geschlossene Waldgebiet Österreichs. Die ausgedehnten Wälder beeindrucken aber nicht nur durch ihre Naturbelassenheit, sondern auch durch ihre Artenvielfalt. Hier tummeln sich einzigartige Pflanzen und Tiere. Zu den interessanten Fakten rund um den Nationalpark Kalkalpen gehört auch, dass hier die älteste Buche Europas steht – sie soll bereits 546 Jahre auf dem Buckel bzw. auf der Baumrinde haben.
Flora und Fauna können sich hier deshalb weitgehend unberührt entfalten, weil die unter Naturschutz stehenden Landschaften noch nicht von Wohngebieten oder öffentlichen Verkehrswegen durchdrungen werden. Zudem befindet sich hier eines der längsten ununterbrochenen Bachsysteme des östlichen Alpenlandes – es umfasst rund 200 Kilometer. Das Wasser tritt dabei aus mehr als 800 Quellen zu Tage, die über die gesamte Schutzzone verteilt sind. Als international anerkanntes Naturschutzgebiet hat der Nationalpark Kalkalpen also enorm viel zu bieten – angefangen von vielfältigen Wanderwegen bis hin zu Informationszentren, die viel Wissen bereithalten.
Lage und Gebiet des Nationalparks Kalkalpen
Der Nationalpark Kalkalpen liegt in den oberösterreichischen Voralpen. Er ist über 20.000 Hektar groß und umfasst das Reichraminger Hintergebirge und das Sengsengebirge, einen Ausläufer der alpinen Kalkalpen.
Der Hauptkamm des Sengsengebirges ist zirka 20 km lang. Dabei sticht der Hohe Nock besonders ins Auge – er ist mit 1963 Metern der höchste Gipfel. Die niedrigste Stelle des Nationalparks liegt wiederum auf 396 Metern Seehöhe. Damit umfasst der Nationalpark Kalkalpen nicht nur Österreichs größtes geschlossenes Waldgebiet, sondern deckt auch ein großes Höhenspektrum ab.
Die Geschichte des Nationalparks Kalkalpen
Herzstück des Nationalparks Kalkalpen sind die ausgedehnten Buchenwälder. Doch auch der Mensch ist schon lange ein Teil der Geschichte dieser Region – bereits in der Steinzeit sollen Menschen auf dem heutigen Gebiet des Nationalparks Kalkalpen gelebt haben. Die artenreichen Wälder und die große Anzahl an natürlichen Höhlen, die die Region zu bieten hat, machten das Gebiet zu einem idealen Lebensraum. Die ersten Menschen sollen sich daher bereits rund 18.000 Jahre v. Chr. dort angesiedelt haben. Darauf lassen Steinartefakte schließen, die im Nixloch in der Gemeinde Losenstein gefunden wurden. Fundstücke jüngeren Datums, aus der Zeit um 10.000 v. Chr. und später, zeigen, dass darüber hinaus schon bald nach dem ersten Auftauchen von Menschen eine dichte Besiedlung des heutigen Naturschutzgebietes stattgefunden haben muss, die sich bis ins Gebirge und zu den Gipfeln erstreckte. In späteren Epochen lebten die Menschen in den Kalkalpen vor allem von der Eisenverhüttung und nutzten das Holz der weiten Waldlandschaften für die Energiegewinnung. Das Sengsengebirge hat seinen Namen übrigens vom Handwerk der Sensenherstellung, das dort besonders häufig anzutreffen war.
Trotz der frühen Besiedlung sind zeitgleich große Gebiete unberührt geblieben – diese natürliche Artenvielfalt erachtete man bald als schützenswert. Bereits 1970 gab es daher erste Bestrebungen, ein Naturschutzgebiet zu errichten, um den alten Waldbestand sowie seltene Pflanzen und Tiere vor dem Einfluss des Menschen abzuschirmen. Gut zehn Jahre später – im Jahre 1983 – fanden sich somit auch rasch insgesamt 35 Natur- und Umweltvereinigungen zur „Arbeitsgemeinschaft Hintergebirge“ zusammen und stellten sich gegen den geplanten Bau eines Kraftwerkes auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks. So bewahrten sie die Natur für das spätere Schutzgebiet.
1989 unterzeichneten die oberösterreichischen Alpin- und Naturschutzverbände schließlich die sogenannte „Mollner Erklärung“, die die Grundlage für die Schaffung eines Nationalparks bildete. Die Unterzeichneten forderten darin „die Schaffung eines Nationalparks nach internationalem Vorbild im Raum Reichraminger Hintergebirge, Sengsengebirge, Haller Mauern, Warscheneckstock und Totes Gebirge“ (Quelle: www.kalkalpen.at). Der Mollner Erklärung folgte schon bald die offizielle Zustimmung der Oberösterreichischen Landesregierung in zwei einstimmigen Regierungsbeschlüssen. 1990 wurde wiederum die Planungsstelle Nationalpark Kalkalpen eingerichtet. Und nur einen Monat später folgte die Gründung des Vereins „Nationalpark Kalkalpen“, dessen Ziel die „Schaffung, Erhaltung und Förderung des Nationalparks Kalkalpen mit internationaler Anerkennung der IUCN“ wurde.
Im Dezember 1996 verabschiedete die Oberösterreichische Landesregierung schließlich einstimmig das Nationalparkgesetz, das per Verordnung vom 21 Juli 1997 die Schaffung des Nationalparks Kalkalpen zunächst auf einer Fläche von 16.509 Hektar ermöglichte. Im April folgte wiederum die Gründung der „Nationalpark O.ö. Kalkalpen Gesellschaft“, in der der Bund und das Land Oberösterreich gemeinsam als Betreiber des Nationalparks auftreten.
Die ursprüngliche Fläche des Naturschutzgebietes wurde so im Laufe der Jahre bis auf die heute bestehenden 20.850 Hektar erweitert.
Lebensraum für die Artenvielfalt
Ein Hauptanliegen der Unterstützer des Nationalparks Kalkalpen ist der Erhalt der großen Artenvielfalt, die in dem Naturschutzgebiet vorherrscht. Dort sind zahlreiche Tier- und Pflanzenarten heimisch, die als gefährdet gelten und in vielen Regionen bereits ihren Lebensraum verloren haben. Oder in Zahlen: Rund 2.800 der 46.000 in Österreich heimischen Tierarten sind mittlerweile vom Aussterben bedroht. Die außergewöhnliche Artenvielfalt speziell im Nationalpark Kalkalpen leistet deshalb einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Im Naturschutzgebiet leben rund 50 Säugetierarten und 80 Brutvogelarten. Wie urtümlich die Wälder des Naturschutzgebietes sind, zeigt auch die ungewöhnlich hohe Population des Weißrückenspechtes. Diese Art ist zwar grundsätzlich in Österreich heimisch, im Nationalpark Kalkalpen können aber jährlich bis zu 130 Brutpaare gezählt werden – eine Populationsdichte, die Rückschlüsse auf den dort vorherrschenden ungestörten Lebensraum der Vögel zulässt.
In den Höhlen und Wäldern der Region leben außerdem 17 verschiedene Fledermausarten und Forscher konnten darüber hinaus rund 1.500 verschiedene Schmetterlingsarten klassifizieren. In den bis heute als Urwald deklarierten Waldflächen konnten zudem 21 sogenannte Urwald-Relikt-Käferarten nachgewiesen werden. Sie brauchen, wie viele andere Pflanzen- und Tierarten, die urtümlichen knorrigen und teils abgestorbenen Bäume, die in einem Urwald natürlicherweise in ausreichender Form vorkommen.
Eine besondere Zufluchtsstätte ist der Nationalpart auch für den Steinadler, den Fischotter, den Wanderfalken, den Schwarzstorch und den Luchs geworden. Sie gelten als besonders gefährdet und stehen daher bereits auf der „Roten Liste gefährdeter Arten“.
Und dann ist da auch noch das große Buchenspektrum des Nationalparks. Gleich sechs unterschiedliche Buchengesellschaften sind hier anzutreffen. 26 Prozent der Bewaldung gelten als natürlich, 50 Prozent als naturnah. Einzelne Bereiche des Naturschutzgebietes, die für die Nutzung durch den Menschen und für die Forschung bislang unzugänglich geblieben sind, sollen sogar ein besonders hohes Alter aufweisen und können aufgrund ihrer Unberührtheit als Urwälder eingestuft werden. Außergewöhnlich ist dabei das gleichzeitige Vorkommen von Buchen- und Lärchenwäldern, eine besondere Ausprägung der Kalkalpen.
Die 5.250 Hektar an geschützten Buchenwäldern im Nationalpark Kalkalpen bilden gemeinsam mit den 1.965 Hektar im Wildnisgebiet Dürrenstein Österreichs erstes UNESCO Weltnaturerbe.
Zahlen und Fakten zum Nationalpark Kalkalpen
Errichtet: 25. Juli 1997
Größe: 20.850 Hektar
Zonierung: 89 % Naturzone, 11 % Bewahrungszone
Naturräumliche Gliederung:
81 % Wald
8 % Latschen
6 % Almen und Wiesen
5 % Fels und Schutt
Grundbesitz: 88 % Republik (Österreichische Bundesforste), 11 % Privatbesitz sowie 1 % Gemeindebesitz
International anerkannt: als Nationalpark (IUCN Kategorie II) seit 1998, Ramsar Schutzgebiet (Feuchtgebiet weltweiter Bedeutung) seit 2004 und Natura 2000 Gebiet (Europaschutzgebiet) seit 2004, UNESCO-Weltnaturerbe, Mitglied von Nationalparks Austria / ALPARK / greenAlps / Wilde Europe / European Wilderness Society
Seehöhe: 385 bis 1.963 Meter (Hoher Nock)
Hauptgesteinsarten: Wettersteinkalk, Hauptdolomit
(Quelle: www.kalkalpen.at)
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