Die Tourismusbranche steht vor der Herausforderung, ihre ökologische Bilanz zu verbessern. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Beheizung von Unterkünften. Angesichts des Klimawandels und steigender Energiekosten suchen viele Betreiber nach Wegen, ihren Energieverbrauch zu senken und auf erneuerbare Quellen umzusteigen. Doch welche Optionen sind tatsächlich umweltfreundlich und praktikabel? Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Heizlösungen und ordnet deren Nachhaltigkeit kritisch ein.
Ökogas – Eine Brückenlösung mit Fragezeichen?
Ökogas, oft auch als Biogas oder Grünes Gas bezeichnet, wird aus organischen Materialien wie Biomüll, Gülle oder Energiepflanzen gewonnen. Es kann in bestehenden Gasnetzen transportiert und in konventionellen Gasheizungen genutzt werden, was den Umstieg vergleichsweise einfach erscheinen lässt, wenn man einen zuverlässigen Ökogas-Anbieter wie beispielsweise e.on wählt. Befürworter heben hervor, dass bei der Verbrennung von Biogas nur so viel CO₂ freigesetzt wird, wie die Pflanzen zuvor der Atmosphäre entzogen haben. Dies mache es klimaneutral.

Trotzdem gibt es bei Ökogas Einschränkungen. Die Produktion ist an die Verfügbarkeit von Biomasse gebunden und die Anbauflächen für Energiepflanzen können mit der Lebensmittelproduktion konkurrieren. Monokulturen für Biogas können zudem negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Bodenqualität haben. Eine weitere Herausforderung ist die Effizienz. Bei der Umwandlung von Biomasse in Gas und dessen Transport gehen Energieanteile verloren. Ökogas sollte daher nicht als die erste Wahl für eine durchweg grüne Heizlösung angesehen werden. Es kann jedoch eine Option sein, wenn andere erneuerbare Lösungen – etwa aufgrund baulicher Gegebenheiten oder mangelnder Infrastruktur – nicht umsetzbar sind.
Wärmepumpen – Die Effizienzwunder?
Wärmepumpen nutzen die Umgebungswärme aus der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwasser, um Gebäude zu heizen. Ihr großer Vorteil ist ihre hohe Effizienz: Aus einer Einheit elektrischer Energie können je nach Modell drei bis fünf Einheiten Wärme gewonnen werden. Wird der Strom für den Betrieb der Wärmepumpe aus erneuerbaren Quellen bezogen, arbeitet die Heizlösung nahezu CO₂-neutral.

Für touristische Unterkünfte bieten Wärmepumpen, insbesondere Luft-Wasser-Wärmepumpen, eine attraktive Möglichkeit zur Dekarbonisierung. Sie sind verhältnismäßig einfach zu installieren und benötigen keinen separaten Heizungskeller, was besonders bei Bestandsgebäuden ein Vorteil ist. Erdwärmepumpen oder Wasser-Wasser-Wärmepumpen sind zwar noch effizienter, erfordern jedoch aufwändigere Installationen wie Tiefenbohrungen oder Brunnen, was die anfänglichen Investitionskosten erhöht. Die Leistung einer Wärmepumpe hängt stark von der Außentemperatur ab. In sehr kalten Regionen kann eine zusätzliche Heizquelle für Spitzenlasten notwendig sein. Trotz der höheren Anschaffungskosten können sich Wärmepumpen durch niedrigere Betriebskosten und staatliche Förderungen langfristig rentieren. Die Langlebigkeit der Systeme und geringer Wartungsaufwand sind weitere Pluspunkte.
Solarthermie – Sonnenenergie direkt nutzen
Solarthermische Anlagen wandeln Sonnenlicht direkt in Wärme um. Diese Wärme kann zur Warmwasserbereitung oder zur Unterstützung der Raumheizung eingesetzt werden. Für touristische Unterkünfte, die oft einen hohen Warmwasserbedarf haben, stellt Solarthermie eine sinnvolle Ergänzung dar. Man kann einen Großteil des Warmwasserbedarfs durch die Sonne decken und so den Verbrauch anderer Energieträger deutlich reduzieren.

Die Effizienz von Solarthermieanlagen ist standortabhängig und wird durch die Intensität der Sonneneinstrahlung beeinflusst. In sonnenreichen Regionen sind die Erträge entsprechend höher. Die Anlagen benötigen ausreichend Dachfläche oder eine andere geeignete Aufstellfläche. Ein Nachteil ist, dass Solarthermie nicht den gesamten Heizbedarf eines Gebäudes abdecken kann, insbesondere in den Wintermonaten. Daher ist eine Kombination mit einem anderen Heizsystem unverzichtbar. Die Kombination von Solarthermie und einer Wärmepumpe, die den erzeugten Strom der Photovoltaikanlage für ihren Betrieb nutzt, ist eine besonders effektive Lösung, die Autarkie steigert und die Umwelt entlastet.
Fazit: Ein maßgeschneiderter Ansatz für echte Nachhaltigkeit
Es gibt keine Patentlösung für nachhaltige Heizsysteme in touristischen Unterkünften. Die „wirklich grüne“ Option hängt stark von den individuellen Gegebenheiten ab: Lage, Größe und Baujahr des Gebäudes, lokale Energieversorgung und das verfügbare Budget. Es ist oft eine Kombination verschiedener Technologien, die zum Ziel führt. Während Ökogas in Ausnahmefällen eine Übergangslösung sein kann, bieten Wärmepumpen und Solarthermieanlagen im Verbund mit einer gut gedämmten Gebäudehülle das größte Potenzial für eine langfristig klimaneutrale Wärmeversorgung.
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